Probleme bei den 60er Modellen

Hier keine Fragen posten. Hier nur redaktionell bearbeitete Themen
Benutzeravatar
nordlys
Benutzer
Benutzer
Beiträge: 311
Wohnort: Valnesfjord
Lincoln: 65 Continental Sedan

Probleme bei den 60er Modellen

Beitrag #1 von nordlys » Sa 22. Jan 2022, 23:29

Die 60er Continental Modelle von Lincoln haben so einige Schwachstellen, die meiner Meinung nach, hier kaum thematisiert werden. Mindestens 2 davon halte für ich besonders kritisch. Da hilft es wenig, wenn der Lincoln im (vermeintlich) tadellosen Zustand dasteht. "Alles original" ist meiner Meinung nicht immer erstrebenswert. Vor allem, wenn immer noch der 1-Kreis Hauptbremszylinder verbaut ist. Bei einem Leck im Bremssystem fällt dann alles aus, und man kann nur hoffen, das die Parkbremse funktioniert. Betroffen sind die Modelle 61-66. Brandgefährlich kann es mit den Amperemeter im Dashboard der Modelle 64 und 65 werden. Durch Oxydation erhöht sich der Widerstand an den Kontakten und im Instrument. Da der ganze Strom durch das Instrument fließt, haben wir hier eine potentiell gefährlich Brandquelle, die so manchen Lincoln in ein Aschehaufen verwandelt hat. Die 2. potentielle Gefahr ist der oft nicht mehr vorhandene Simmaring zwischen Schaltwelle und Lenksäule. Es ergibt sich ein Spiel von ca 10mm, welches dafür sorgt, das die Schaltung selbständig aus der Parkposition in den Rückwärtsgang fallen kann. Betroffen sind besonders die Modelle 64, 65 und 66. In amerikanischen Foren wird eindringlich geraten, niemals den Fahrersitz bei laufenden Motor zu verlassen, wenn die Schaltung in der obersten Stellung auf P steht, und man das Problem mit den Simmaring (Lower Shift Tube Bushing) nicht beseitigt hat. Ein weiteres Problem ist die Steuerkette bzw die Zahnräder, wo die Ingenieure von Ford vermutlich komplett besoffen waren. Das zerlegt sich gern in Einzellteile und muß unbedingt getauscht werden, falls das noch nicht passiert ist. Betroffen sind alle Modelle 61-69. Im erbärmlichen Zustand sind meistens auch die 3 Silentblöcke mit denen das Lenkgetriebe am Rahmen befestigt ist. Die sorgen dafür, das Schlaglöcher nicht so heftig in die Lenkung durchgehen. Mit den Jahren härtet das Gummi aus, und verliert seine Festigkeit. Betroffen sind die Modelle 63-67. Ein Auge sollte man auch auf die flexible Verbindung zwischen Lenkgetriebe und Lenkstange werfen. (Rag Joint) Besonders dann, wenn in der Lenksäule alles klappert, weil nichts mehr drinne ist, scheuert der Rag Joint am Lenkgetriebe und löst sich im schlimmsten Fall auf. Betroffen sind alle Modelle 61-69.
Zum Abschluß die wichtigsten Punkte:
Amperemeter. Abklemmen, Kontakte vom Instrument trennen und kurz schließen, oder alternativ auf  Voltmeter umbauen. 
Lower Bushing: Es gibt 2 Möglichkeiten das Problem zu lösen. Entweder man baut die ganze Lenksäule aus, damit man an die Problemzone rankommt, oder man hat einen Lift und arbeitet von unten. Das Lenkgetriebe muß man allerdings ausbauen, und den Simmaring an der obersten Position durchschneiden. Ich habe aber schon gelesen, das es es jemand ohne durchschneiden geschafft hat. Der hat den Ring eine Woche in Glycerin gelegt damit der besonders geschmeidig wurde. Ich weiß nicht. Man muß ihn trotzdem elendig in die Länge ziehen, um ihn über die Schaltwelle zu bekommen.
Gruß Jörg

Peter Baumgardt
Foren-Urgestein
Foren-Urgestein
Beiträge: 2156
Wohnort: Ratingen
Lincoln: Premiere 1957

Probleme bei den 60er Modellen

Beitrag #2 von Peter Baumgardt » So 23. Jan 2022, 14:10

Hallo Jörg, 
zwar bin ich von diesen Problemen nicht betroffen, finde aber Deinen Beitrag höchst interessant und extrem wichtig. Ich hoffe, dass alle Continental-Fahrer von 1961 bis 1966 diesen Artikel lesen und die Konsequenzen, die Du ja ausführlich geschildert hast, ergreifen.
Es ist schade, dass Du mit Deinem Wissen am Polarkreis wohnst und nicht mitten in Deutschland. Willst Du nicht doch zurück kommen?

Benutzeravatar
Maxx900
Benutzer
Benutzer
Beiträge: 405
Wohnort: Bochum
Lincoln: ex. Town Car 97, ex. 71 MarkIII
Continental Convertible 65

Probleme bei den 60er Modellen

Beitrag #3 von Maxx900 » So 23. Jan 2022, 14:43

Hallo Jörg.
Ich bin dir sehr dankbar für diese gute Zusammenfassung von Problemstellen. Im US Forum hab ich das teilweisen auch gesehen, aber nicht immer ganz verstanden. Es hilft mir vor allem, weil ich nur sehr beschränkt selber schraube und selbst  US-Spezies auch kaum Erfahrung mit diesen Modellen  haben. Hier im Forum gibt es meines Wissens auch keine Handvoll der 60er Contis. Z.B.„Daniel“ hat seinen vor langer Zeit selbst überholt. 
Jetzt ist es für mich ein guter Zeitpunkt, weil der Motor grad noch draußen ist. Der wird komplett überholt, Kolben- erstes Übermaß, Ventiltrieb etc. , Kurbelwelle ist noch gut, Steuerkette, Pumpen etc. neu… 
Alte Frage: Original Farbe Motorblock ist schwarz?
Bremse ist auf Zweikreis umgebaut.
Amperemeter also besser stilllegen…?
„Nicht mehr vorhandener Simmering“… wo ist der hin??? Von allein? Ich werde mir das anschauen und zu verstehen versuchen…
… Silentblöcke Lenkgetriebe u. Hardy-Scheibe werde ich mir auch noch mal ansehen und die Hinweise weitergeben - so ganz verstanden habe ich das nicht. Ich suche mal nach einem Foto.

Benutzeravatar
nordlys
Benutzer
Benutzer
Beiträge: 311
Wohnort: Valnesfjord
Lincoln: 65 Continental Sedan

Probleme bei den 60er Modellen

Beitrag #4 von nordlys » So 23. Jan 2022, 15:16

Peter Baumgardt hat geschrieben:Hallo Jörg, 
zwar bin ich von diesen Problemen nicht betroffen, finde aber Deinen Beitrag höchst interessant und extrem wichtig. Ich hoffe, dass alle Continental-Fahrer von 1961 bis 1966 diesen Artikel lesen und die Konsequenzen, die Du ja ausführlich geschildert hast, ergreifen.
Es ist schade, dass Du mit Deinem Wissen am Polarkreis wohnst und nicht mitten in Deutschland. Willst Du nicht doch zurück kommen?

 Moin Peter,
derzeit sieht es (noch) so aus, das ich bis zum bitteren Ende (zur Rente) in Norwegen durchmache. Natürlich sollte man niemals nie sagen. Aber ich habe hier halt ein anständiges Auskommen, womit ich super leben kann. Außerdem habe ich mir am Polarkreis längst ein Haus zugelegt. Ist zwar kein Luxusanwesen, aber ich habe alles was ich brauche. Auf einen Umzug nach Deutschland habe ich auch so keinen Nerv. Das wär eine etwas größere Aktion, als wenn man nur innerhalb von Deutschland umzieht.

Benutzeravatar
Maxx900
Benutzer
Benutzer
Beiträge: 405
Wohnort: Bochum
Lincoln: ex. Town Car 97, ex. 71 MarkIII
Continental Convertible 65

Probleme bei den 60er Modellen

Beitrag #5 von Maxx900 » So 23. Jan 2022, 16:00

ich habe mal ein Bild angefügt... das war noch vor der Reinigung.
Meinst Du diese Teile?

Lenkgetriebe.JPG
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Benutzeravatar
nordlys
Benutzer
Benutzer
Beiträge: 311
Wohnort: Valnesfjord
Lincoln: 65 Continental Sedan

Probleme bei den 60er Modellen

Beitrag #6 von nordlys » So 23. Jan 2022, 16:28

Maxx900 hat geschrieben:Hallo Jörg.
Ich bin dir sehr dankbar für diese gute Zusammenfassung von Problemstellen. Im US Forum hab ich das teilweisen auch gesehen, aber nicht immer ganz verstanden. Es hilft mir vor allem, weil ich nur sehr beschränkt selber schraube und selbst  US-Spezies auch kaum Erfahrung mit diesen Modellen  haben. Hier im Forum gibt es meines Wissens auch keine Handvoll der 60er Contis. Z.B.„Daniel“ hat seinen vor langer Zeit selbst überholt. 
Jetzt ist es für mich ein guter Zeitpunkt, weil der Motor grad noch draußen ist. Der wird komplett überholt, Kolben- erstes Übermaß, Ventiltrieb etc. , Kurbelwelle ist noch gut, Steuerkette, Pumpen etc. neu… 
Alte Frage: Original Farbe Motorblock ist schwarz?
Bremse ist auf Zweikreis umgebaut.
Amperemeter also besser stilllegen…?
„Nicht mehr vorhandener Simmering“… wo ist der hin??? Von allein? Ich werde mir das anschauen und zu verstehen versuchen…
… Silentblöcke Lenkgetriebe u. Hardy-Scheibe werde ich mir auch noch mal ansehen und die Hinweise weitergeben - so ganz verstanden habe ich das nicht. Ich suche mal nach einem Foto.

Bis 1965 waren die Motorblöcke schwarz. Bei der Gelegenheit wo der Motor neu gemacht wird, würde ich gleich noch ein stärkere Ölpumpe (High Volume) einbauen. Schau dir auch unbedingt ganz genau die Nockenwelle an. Meine mußte ich zum aufarbeiten einschicken. Auf den letzten Nocken völlig im Arsch. Mein Eindruck ist inzwischen, das dort nicht genug Öl ankommt. Vielleicht kann es auch schlechte Wartung von den Vorbesitzern gewesen sein. Vor 2 Monaten bekam ich eine Nockenwelle von einen 66er Continental als Ersatz. Die Nockenwellen sind ja bis 67 Baugleich. Habe angefangen die mit feinen Flies zu putzen. Nach paar Minuten konnte ich aufhören. Das selbe in grün bzw noch schlimmer. Mitn Fingernagel richtig fühlbare Krater.
Was den Simmaring angeht, weiß ich selber nicht genau was da Original drinne war. Bei mir war dort rein Nichts mehr vorhanden. Den Simmaring bekommst du bei Mark II Enterprises und Lincolnland. Zwischen Lenkstange und Schaltwelle ist leider auch ein großes Spiel. Dieses weiße Teflonding auf der Lenkstange soll das eigentlich zentrieren. Ist auch ziemlicher Mist. Ich habe mich hierfür mit einer Buchse ausn Traktorzubehör beim NAPA Shop bedient. Innenmaß 3/4".  Die ist noch unterwegs. Sobald die da ist, und es paßt, poste ich hier ein Foto mit Teilenummer.
Simmaring ist der hier: https://lincolnlandinc.com/product/ss-bb65lcb/
Silentblöcke vom Lenkgetriebe: https://lincolnlandinc.com/product/ss-gb65-673c716/
Wenn du nicht möchtest, das dir eventuell mal Flammen ausn Dashboard schlagen, solltest du das Amperemeter abklemmen. Mein Amperemeter werde ich auf Volt umbauen. Habe schon ein Mini Voltmeter gefunden, das der Nadel vom Amperemeter in Form und Farbe gleicht. Habe nur noch keine Zeit gehabt das umzubauen. Werde auf jeden Fall paar Fotos machen und das in meinem Umbauthread posten.
Wie sehen eigentlich bei deinen Lincoln die Isolierungen von den Kabelbäumen aus? Bei meinen waren die besonders im Motorraum komplett hinüber. Die konnte ich regelrecht mit den Händen zu Staub zerreiben. Ähnlich hinüber waren auch alle Unterdruckschläuche im Motorraum. Ein wenig konnte ich die biegen. Darüber hinaus sind die aber glatt durch gebrochen.
Was mir an meinen Lincoln auch aufgefallen ist, waren an den Kontakten unisolierte + Kabel auf einer Art Klemmleiste unterm Batteriekasten. Ich bin mir nicht sicher ob das Original ist oder später angebracht wurde. Ein Kabel ging direkt zur Lichtmaschine. Diese Kabel stehen faktisch immer unter Strom. Auch ziemlicher Mist.

Benutzeravatar
nordlys
Benutzer
Benutzer
Beiträge: 311
Wohnort: Valnesfjord
Lincoln: 65 Continental Sedan

Probleme bei den 60er Modellen

Beitrag #7 von nordlys » So 23. Jan 2022, 16:31

Maxx900 hat geschrieben:ich habe mal ein Bild angefügt... das war noch vor der Reinigung.
Meinst Du diese Teile?

Lenkgetriebe.JPG

Ja genau die. Links oben im Kreis ist der Rag Joint. Sieht ja noch ganz manierlich aus. Die Problemzone mit den Simmaring ist gleich dahinter.

Benutzeravatar
nordlys
Benutzer
Benutzer
Beiträge: 311
Wohnort: Valnesfjord
Lincoln: 65 Continental Sedan

Probleme bei den 60er Modellen

Beitrag #8 von nordlys » So 23. Jan 2022, 17:01

Ich habe etwas gebraucht bis ich das Video gefunden habe. Bin auf Feeesbuk fündig geworden. Hab es nochmal auf youtube hochgeladen.
Lincoln außer Rand und Band... Eindrucksvolles Beispiel was passieren kann wenn die Automatikschaltung von alleine in den Rückwärtsgang fällt. Wenn dann noch die Parkbremse am Vakuumschlauch angeschloßen ist, löst sich diese selbstständig!

Benutzeravatar
ford-lincoln-me
erfahrener Benutzer
erfahrener Benutzer
Beiträge: 1110

Probleme bei den 60er Modellen

Beitrag #9 von ford-lincoln-me » So 23. Jan 2022, 17:53

nordlys hat geschrieben:Lincoln außer Rand und Band...

Tja was willst da machen? Mir viele auf die Schnelle keine Lösung ein :achselzucken:  Auf den Motor springen und Zündkabel rausreißen???

Benutzeravatar
nordlys
Benutzer
Benutzer
Beiträge: 311
Wohnort: Valnesfjord
Lincoln: 65 Continental Sedan

Probleme bei den 60er Modellen

Beitrag #10 von nordlys » So 23. Jan 2022, 18:00

ford-lincoln-me hat geschrieben:
nordlys hat geschrieben:Lincoln außer Rand und Band...

Tja was willst da machen? Mir viele auf die Schnelle keine Lösung ein :achselzucken:  Auf den Motor springen und Zündkabel rausreißen???

Feuerwehr anrufen, das die mitn Wasserschlauch auf den Vergaser halten. So dreht der seine Runden bis er irgendwo gegenknallt, oder der Sprit alle ist.


Zurück zu „Anleitungen, Tipps, Auflistungen“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste