Hallo Gerald,
da haben sich zwei getroffen: Ich stelle mir dieselbe Frage, wenngleich ich im Moment nicht die Anschaffung leisten kann. Jedoch überlege ich auch schon länger, welcher der beiden der richtige wäre.
Mein persönlicher Fokus liegt auf Fahrkomfort, davon könnte der Lincoln mehr bieten. Aber er hat auch die schwächere Maschine, die 220Ps sind nicht viel für den TownCar. Die Beschleunigung ist eher mau, ca. 10s bis 100, da geht der Jaguar wesentlich besser, v.a. mit der 4.0er Maschine.
Eins steht aber fest: Der Jaguar hat den wesentlich aufwändigeren, komplexeren Motor. Komplett aus Alu, Vierteiligs Kurbelgehäuse und gespickt mit zahlreichen Kleinteilen, die sehr ins Geld gehen, wenn sie mal kaputt sind (Steuerkettenschienen, Nockenverstellung). Dazu noch ein ZF-Getriebe (95kg) das zwar wunderbar schaltet, aber wenn es dies nicht mehr tut, ins Geld geht. Und Rost, viel Rost, gut geschützt sind die Jaguars nicht. Hohe Reisegeschwindigkeiten sind möglich, Beschleunigung ca. 7,5s bis 100 beim 4.0er. Das Preisniveau ist niedriger, da wesentlich mehr Auswahl hier in Deutschland. Der Jag ist richtig EDEL, von außen wie innen, alles voll mit Leder. Innen kein Raumwunder, vergleichsweise eng. Breiter Mitteltunnel. Hinten in der Mitte sitzen geht nicht (bin 1,78m groß), man stößt den Kopf am Dach an. Am besten LWB kaufen, da kann man hinten dann richtig sitzen.
Die Kleinteile hat der Modular auch, zwar etwas weniger (nur 2 Nockenwellen statt 4), jedoch hat man im TownCar mehr Platz zum Schrauben rund um den Motor. Langlebig ist der auf jeden Fall, dennoch nicht so simpel wie ein Chevy Smallblock. Durch die lang übersetzte 4-Gangautomatik (letzter Gang 0,67) ist die Kraftentfaltung natürlich eingeschränkt auf gemütliches Highway Cruisen. Hohe Geschwindigkeiten kann er nicht so gut vertragen, da er meines Wissens nur unzureichende Ölkühlung hat. Aber die Starrachse und der Leiterrahmen haben schon ihren Charme! Vom Klang her müsste der TownCar besser sein, nicht dass er lauter wäre als der Jag, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass man von ihm den typischen US-V8-Sound hört, welches der m.M.n. Standardklang für einen V8 sein sollte. Europäer sind hierbei leiser und verwaschener, es klingt alles gefiltert und spaßbefreit. Der TownCar ist sehr geräumig im Vergleich zum Jag. Vorn kann man auch zu dritt sitzen, durch umklappbare Mittelarmlehne.
Ich kann mich zwischen den beiden nicht entscheiden. Der Jag so edel und elegant, verströmt britisches Flair von Geldadel und so, der Lincoln, so uramerikanisch, weichgespühlt und einfach nur laaaaaang, verströmt er den Zeitgeist der 90er Jahre aus good, old America. Viele Deutsche beschreiben ihn als "gautschige" Kiste, aber das gefällt mir an ihm so besonders. Einfach ein komfortables Auto ohne den dämlichen Sport-Zeitgeist unserer Gesellschaft hier. Ein Stück Amerika für zuhause, gebaut für endlose Highway Meilen. Das letzte Fullsize Car aus den Staaten, traditionell mit Leiterrahmen, Heckantrieb und langlebigem V8.
Ich würde fast den TownCar fahren, jedoch den Jaguar ebenfalls in der Garage stehen sehen
PS: Tuning für den TownCar ist nicht so einfach möglich, viele swappen jedoch den 5,4 Triton mit 320 Ps als 3-Ventiler in ihre TownCars hinein. Leider ist das nicht Plug'n play, weil der Triton aus dem Pickup stammt und ein zu hohes Intake hat. Das vom 4,6er passt laut Berichten nicht drauf. Da muss man sich dann was einfallen lassen. Verlockend wäre es allemal, man müsste nicht mal zum TÜV damit, weil die Motoren äußerlich identisch aussehen.
Als Alternative zum Trition bietet es sich an, die 3-Ventilköpfe aus dem Mustang zu verwenden. Ob die genau passen ist mir nicht bekannt, was genau alles zusätzlich geändert werden muss, müsste man recherchieren. Jedenfalls gab es vom 4,6er viele Varianten.